Das Geheimnis des richtigen Verhaltens gegenüber Ihrem Chef
– Manuela Winkelmann
Mit den richtigen Umgangsformen kann man überall überzeugen, ob privat oder beruflich. Demnach kann Fehlverhalten nicht nur Freundschaften, sondern auch der eigenen Karriere im Wege stehen. Und ist korrektes Verhalten gegenüber Vorgesetzten nicht auch Teil der eigenen Manieren? Wir klären auf, was richtiges Verhalten in der Karriere bedeutet.
Im folgenden Text werden wir immer von dem Chef sprechen, wenn zugleich Chef wie auch Chefin gemeint sind.
Korrektes Verhalten – Versuch einer Einordnung
Es ist die wichtigste Frage überhaupt – gibt es den richtigen Umgang mit Vorgesetzten? Was ist richtig und was ist falsch? Man kann sicherlich nicht alles richtig machen, da sich bei jedem Menschen einmal Fehler einschleichen können. Um einige klassische Fehler zu vermeiden, geben wir Ihnen aber einen kleinen Leitfaden an die Hand, der Ihnen bei der einen oder anderen Unsicherheit oder Schwierigkeit helfen soll, um den für Sie passenden Umgang mit Ihren Vorgesetzten zu finden.
Loyalität gegenüber den Kollegen, dem Vorgesetzten und der Firma und ihre Bedeutung
Eine gewisse „Grundtreue“ gegenüber Ihren Kollegen, Vorgesetzten und der Firma allgemein wird heutzutage von jedem Arbeitnehmer erwartet. Doch was bedeutet das? Muss ich alles „gut heißen“, was um mich herum passiert? Oder darf ich auch mal dagegen sein?
Selbstverständlich muss ein Arbeitnehmer nicht mit allem von Grund auf einverstanden sein. Dafür sind wir Menschen einfach viel zu unterschiedlich. Aber in aller Öffentlichkeit über den Chef „herziehen“ oder die Kollegen und die Firma in ein schlechtes Licht rücken, zeugt von einer mangelhaften Kinderstube und kommt in den allermeisten Fällen als Bumerang zu Ihnen zurück. Somit ist Ihnen viel geholfen, wenn Sie sich den ein oder anderen Kommentar verkneifen und nicht jedes Handeln Ihres Chefs in aller Öffentlichkeit denunzieren.
Es kann helfen, Probleme und Meinungsverschiedenheiten im Privaten mit vertrauensvollen Personen zu diskutieren. Somit machen Sie Ihrem eigenen Ärger Luft, ohne dabei zu riskieren, diese Position öffentlich zu machen. Bei stärkeren Meinungsverschiedenheiten kann aber ein Termin mit den betreffenden Personen, gegebenenfalls auch dem Vorgesetzten, sinnvoll sein. Konstruktives Feedback oder Querdenken wird von einem guten Chef verstanden und geschätzt.
Viel umworbene flache Hierarchien – was zu beachten ist
Flache Hierarchien werden vielfach gepriesen – es wird aber oft vergessen, was sich dahinter verbirgt. Meist nehmen Ranghöhere dabei wenige Eingriffe in Entscheidungen Rangniedrigerer vor.
Größtenteils hat die flache Hierarchie nur Vorteile zu bieten: ein positives Arbeitsklima (alle sind per du), die Förderung der Mitarbeiter (Übertragung von Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten), flexible Reaktion auf aktuelle Szenarien (z. B. Digitalisierung), Entlastung der Chefs durch Förderung der Mitarbeiter, Steigerung der Gruppendynamik (Reduzierung starrer Strukturen) sowie eine gesteigerte Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen.
Wo es Vorteile gibt, sind auch Nachteile nicht weit. Flache Hierarchien bieten vor allem die Gefahr, dass der Respekt dem Chef gegenüber leichter verloren geht. Es ist ein absolutes „No-Go“ für jeden Arbeitnehmer, den Vorgesetzten genauso wie gleichrangige Arbeitnehmer zu behandeln, unbegründete Widerworte zu geben oder ungefragt zu „duzen“. Weiterhin kann es aber auch für den Chef nicht mehr so einfach sein, eine Abmahnung oder gar eine Kündigung auszusprechen.
Als Arbeitnehmer ist es wichtig, sich in flachen Hierarchien nicht zu verlieren. Vergessen Sie nie, dass Hierarchien, auch wenn es flache sind, immer vorhanden sind. Ein Grundrespekt, die Kontrolle der eigenen Emotionen, das Schätzen einer gewissen Distanz, Ausüben von konstruktivem Feedback, sich Fehler eingestehen – all das sind essentielle Bestandteile der Arbeit innerhalb eines Unternehmens. Implementieren Sie diese besonders in flachen Hierarchien, so vermeiden Sie, Ihren Chef unnötig zu verärgern.
Neuer Chef – neuer Umgang
Stellen Sie sich vor: Sie bekommen einen neuen Chef und beginnen sofort, diesen wie Ihren vorherigen Chef zu duzen. Das könnte Ihrem neuen Chef missfallen. Halten Sie sich lieber zurück und lassen Sie Ihren neuen Chef in seiner Position ankommen. Der neue Chef weiß vielleicht nicht, dass die Umgangsweisen schon vorher so locker waren und sieht dies möglicherweise als Herabwürdigung seines Daseins. Wenn er sich in seiner Rolle als Ihr Chef wohl fühlt und es seiner Mentalität entspricht, wird er Ihnen von sich aus das DU anbieten.
Verzichten Sie auch darauf, ihrem Vorgesetzten von sich aus das „Du“ anzubieten. Möchte er es von sich aus, so wird er selbst darauf zurückkommen.
Verhalten gegenüber einem launenhaften Chef
Als allererstes sollten Sie wissen, dass Sie einen Menschen und schon gar nicht Ihren Chef in seinem Wesen nicht ändern können. Allerdings können Sie Ihre eigene Reaktion auf diese Launenhaftigkeit entsprechend verändern. Sie sollten ihm in einer höflichen, aber bestimmten Art und Weise Grenzen setzen. Das ist gewiss nicht einfach, aber Sie sollten tunlichst nicht mit dem gleichen Verhalten reagieren, sondern auf diplomatische und charmante Art Ihrem Chef die „Grenzen“ aufzeigen. Sie möchten ja bestimmt noch einige Zeit in der Firma arbeiten.
Weiterhin sollten Sie sich destruktive Kommentare nicht zu sehr zu Herzen nehmen. Wenn Sie wissen, dass Ihr Chef verschiedene Launen hat, dann ist die Kritik meistens ebenso den Launen geschuldet.
Stolperfallen im Umgang mit Ihrem Chef und wie Sie sich verhalten sollten
Zu guter Letzt gibt es natürlich auch die sogenannten Stolperfallen im Berufsalltag. Aber wenn Sie ein paar einfache Grundregeln des guten Benehmens beachten, dann sind Sie schon auf einem sehr guten Weg. Sie sollten sich nicht anbiedern bzw. aufdrängen oder Ihrem Chef „permanent nach dem Mund reden“, um nicht als sogenannter Schleimer dazustehen und ein gutes Chef-Mitarbeiter-Verhältnis zu pflegen.
Eine Leitlinie
Abschließend lässt sich sagen, dass es DIE goldene Regel für den richtigen Umgang mit dem Chef nicht gibt. Menschen sind verschieden, jeder hat andere Charakterzüge und pflegt eigene Umgangsformen gegenüber seinen Mitmenschen. Wir alle verbringen einen Großteil unseres Lebens im Berufsalltag mit unseren Kollegen und Vorgesetzten und sollten deshalb versuchen, mit- und nicht gegeneinander zu arbeiten. Dazu passen die vielzitierten Grundsätze guten Benehmens:
„Ich denke von Dir, wie ich wünsche, dass Du von mir denkst. Ich spreche von Dir, wie ich wünsche, dass Du von mir sprichst. Ich handle Dir gegenüber so, wie ich wünsche, dass Du es mir gegenüber tust.“
Weitere Informationen über Grundregeln im Job finden Sie in diesem Artikel.